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Grenzüberschreitung am Limes: Roms fließende Grenzen

Roms fließende Grenzen heißt die aktuelle archäologische Landesausstellung in Nordrhein-Westfalen. Fünf Standorte sollen fünf Perspektiven vermitteln. In Detmold geht es noch bis 27. Februar um die Germanen und wie sie die Grenzüberschreitung der Römer am Limes erlebten.

Der Niedergermanische Limes ist ein besonderer Abschnitt des römischen Grenzsystems. Da hier der Rhein den Grenzverlauf markiert, wird er auch als nasse Grenze bezeichnet. Insgesamt verläuft der Niedergermanische Limes über 400 Kilometer von Katwijk in den Niederlanden bis nach Remagen in Rheinland-Pfalz.

Seit dem 27. Juli 2021 zählt der Niedergermanische Limes zum UNESCO-Welterbe. Aus diesem Grund präsentiert die siebte Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen 2021/2022 neue Forschungsergebnisse zum Leben am und mit dem Niedergermanischen Limes. Der Limes trennte die römischen Provinz Niedergermanien von den rechts des Rheins lebenden Germanen. Zeiten friedlicher Nachbarschaft wechselten sich mit Phasen kriegerischer Auseinandersetzungen ab.

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Die Ausstellung “Grenzüberschreitung am Limes” im Lippischen Landesmuseum Detmold vom 24. September 2021 bis 27. Februar 2022 als Teil der Archäologischen Landesausstellung NRW 2021/2022 Roms fließende Grenzen.

Die Detmolder Ausstellung Grenzüberschreitung am Limes gliedert sich in vier Bereiche. Die Ausstellung führt zunächst in das Thema Grenzen ein und erklärt die kulturellen Verhältnisse im germanischen Westfalen vor dem Zusammentreffen mit der römischen Welt. Ebenso geht es um die Begegnungen und den Austausch zwischen Einheimischen und Römern während der Zeit der römischen Besatzung. Im Mittelpunkt steht hierbei das römische Militärlager von Anreppen, vor dem sich eine einheimische Siedlung befand.

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Der römische Limes im Kontext der Außengrenze der Europäischen Union: Bewegungsfreiheit und Wohlstand im Inneren, Schutz der Außengrenzen, kontrollierter Zugang und Zuzug, Partnerschaften mit Anrainerstaaten … sogar das Gebiet rund um das Mittelmeer ist ähnlich. Nur das unsere Vorfahren damals auf der falschen Seiten des Zaunes standen.

Während die öffentliche Wahrnehmung der Germanen häufig noch auf das teilweise romantisierte Bild der wilden männlichen Krieger und ihrer Auseinandersetzungen mit dem Römischen Reich begrenzt ist, nimmt die Ausstellung sich dem realistischeren Bild einer vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft an und betont die in weiten Teilen friedliche Koexistenz zwischen Römern und Germanen. Die Ausstellung macht auch klar, dass es die Germanen nicht gab, sondern verschiedene Stammesverbände wie z.B. Ubier, Chatten oder Cherusker.

Der zweite Bereich stellt vor, was über die Lebensweise der einheimische Bevölkerung Westfalens ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. bekannt ist, und wer eigentlich jenseits des Limes lebte. An ausgewählten Beispielen wird gezeigt, dass auch im linksrheinischen römischen Gebiet die Menschen noch sehr ähnlich lebten wie die des rechtsrheinischen Raumes.

Großformatige Bilder von Samson Götze illustrieren das damalige Leben am Limes. Zwei Motive zeigen den Rhein bei der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana und den Handel zwischen Germanen und Römern vor den Lagertoren eines römischen Stützpunktes. Ein Bild zeigt Germanen, wie sie der römische Geschichtsschreiber Tacitus beschrieb: einerseits kriegerisch und freiheitsliebend, andererseits aber auch trinkfreudig und dem Glücksspiel mehr zugetan als der Arbeit.

Im dritten Ausstellungsbereich geht es um die sich weiter verflechtenden Kontakte mit den Römern im zweiten und dritten Jahrhundert. Ein breites Spektrum römischer Güter gelangte in dieser Zeit über die Limesgrenze. Dennoch wurden nur solche römische Elemente aufgenommen, die sich mit eigenen kulturellen Vorstellungen der Germanen verbinden ließen.

Die besonderen militärischen Beziehungen sind Gegenstand des viertes Bereiches der Ausstellung. Germanen, die in der römischen Armee dienten, kehren als Veteranen in ihre alte Heimat zurück, bringen Güter, neue Sichtweisen und andere Einstellungen mit, die sich im Alltag auswirkten. Auch aus anderen Teilen des freien Germaniens liegen entsprechende Befunde vor.

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Germanischer Krieger. Illustrationen von Samson Götze.

Mit dem Zerfall der römischen Welt und einem kuren Ausblick auf die folgenden frühmittelalterlichen Entwicklungen endet die Ausstellung.

Mein Fazit: Die Ausstellung Grenzüberschreitung am Limes im Lippischen Landesmuseum in Detmold ist kein besonderes Highlight für das Auge und die Kamera. Aber mit ein bisschen Holz und Farbe, buntem Licht und Mitmach-Stationen wurde eine ganz schöne Ausstellung produziert.

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Der fast 600 Seiten dicke Katalog zu allen fünf Ausstellungen im Rahmen der Archäologischen Landesausstellung Nordrhein-Westfalen 2021/2022 in Detmold, Xanten, Bonn, Haltern am See und Köln kostet 40 Euro.

Die weiteren Standorte der archäologischen Landesausstellung Bonn, Haltern, Köln, Xanten.

Und weil die Illustrationen in der Ausstellung so schön sind: hier erfährt man mehr über die Arbeit von Samson Götze.

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